Ein Bilchbaby kommt auf unsere Station

Ein Bilchbaby kommt auf unsere Station....

(die Sicht eines Waisenkindes)

"Ich erinner mich an mein Zuhause. Das Nest, was meine Mama für mich und meine Geschwister baute war so weich und kuschlig. Ich weiß nicht mal wie meine Mama aussah oder habe ihre Stimme gehört. Aber wir wußten sofort wenn sie ins Nest kam. Ihren Duft werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Sie roch so süß nach Milch und sie war so kuschlig warm. Wir kuschelten uns immer dicht an sie und obwohl ich und meine fünf Geschwister immer um den besten Platz an Mamas Körper stritten, hat Mama immer eine Lösung gefunden, das jeder einen tollen Platz an ihrer Seite hatte und keiner frieren mußte.


Eines Tages verließ uns Mama, was nicht ungewöhnlich war. Sie kam immer nach kurzer Zeit zurück. Doch dann machte ich mir Sorgen und meine Geschwister auch, denn wir wurden immer unruhiger. Sollten wir nach ihr rufen? Ich hab das Gefühl, wenn ich rufe, dann kommt vielleicht jemand anderes und der ist nicht so lieb wie Mama. Langsam wurde mir immer kälter und kälter. Mama hätte schon längst kommen müssen. Mir ist kalt und ich habe hunger.


Ich habe Angst und rufe nach meiner Mama. Ich denke, wenn ich laut genug rufe, hört sie mich und kommt zurück. Meine Geschwister, die anfangs noch wild im Nest herliefen, spüre ich nicht mehr. Ich krabbel im Nest herum, aber ich spüre keinen Bruder oder Schwester mehr. Bin ich alleine?


Aus lauter Panik falle ich plötzlich aus dem Nest. Es tat zum Glück nicht sehr weh, ich bin weich aufgekommen. Doch mir ist kalt, es ist noch kälter als im Nest. Ich schreie und schreie und hoffe, daß Mama endlich kommt. Doch sie kommt nicht. Ich rolle mich zusammen und fühl mich verloren.


Plötzlich werde ich hochgehoben, es ist angenehm warm. Dann ist es weich und es ruckelt. Irgendwas passiert, aber was. Mama ist es nicht und meine Geschwister auch nicht. Ich bin auch nicht wieder im Nest, es riecht anders.


Dann werde ich wieder angefasst und es wird nur kurz kalt.

Plötzlich wird mir unheimlich warm...ich liege ganz weich und warm. Es riecht hier anders als Zuhause in meinem Nest, aber mir ist warm.

Kurz darauf werde ich hochgenommen und schmecke eine süße Milch. Nicht so gut wie die von Mama, aber mein Hunger wird gestillt. Wie bei Mama wird mir der Bauch gestreichelt, das genieße ich sehr. Und dann kann ich schlafen. Ich bin noch sehr unruhig. Ich mache mir Sorgen, wo Mama und meine Geschwister sind. Ich vermisse sie so sehr. Wo sind sie nur?


Plötzlich spüre ich jemanden neben mir. Mama, meine Geschwister? Nein, es ist nicht Mama, auch nicht meine Geschwister..aber andere. Ich freu mich so und kuschel mich gleich an sie. Nun bin ich froh nicht alleine zu sein. Es sind mehrere und sie mögen mich auch. Seitdem trinke ich und schlafe ich besser. Ich habe keine Angst mehr und habe keine Albträume mehr.


Eines Tages beim Trinken öffnen sich meine Augen. Vor wenigen Tagen hörte ich plötzlich. Das war toll. Es ist hell und muß mich erstmal an das Helle gewöhnen. Dann erblicke ich eine große Gestalt, die mich anlächelt. Sie ist nicht meine Mama, aber sie kümmert sich um mich. Sie hält mich warm, streichelt meinen Bauch und sie füttert mich...wie meine Mama es auch machte."

Wildstation Bilche in Wiesbaden - www.wildstationbilche.de - Nadine Vervoort